Mit oder ohne Fassadenplaner: Wie sichert man die Qualität?
Wasser gilt als grösster Feind jedes Gebäudes. Umso wichtiger ist eine sauber konstruierte, langlebige Fassade. Am 80. Lunchgespräch der Kammer unabhängiger Bauherrenberater führte Fassadenexperte Martin Frei kurz ins Thema ein – anschliessend diskutierten die Gäste in kleinen Gruppen über verschiedene Aspekte der Fassadenplanung und Qualitätssicherung.
Ein Viertel aller Mängel an Gebäuden finden sich im Bereich der Fassade. Das zeigen die Erhebungen im Fachbuch «Mängel im Hochbau». Trotzdem kommt nur bei wenigen Projekten ein Fassadenplaner zum Einsatz. Bei Elektroinstallationen hingegen, die in den Mängellisten nur selten auftauchen, sind bei der Planung beispielsweise fast immer Spezialisten dabei. Eine interessante Ausgangslage für die Diskussion zum Thema Fassade im Rahmen des Lunchgesprächs der Kammer unabhängiger Bauherrenberater (KUB) vom 17. April. Den Auftakt machte Martin Frei, Inhaber der Firma Fassaden Expert GmbH in Ebnat-Kappel und Bauherrenberater mit 30 Jahren Erfahrung in der Fassadenbranche. In seinem Referat streifte er kurz die verschiedenen Fassadensysteme und wies auf erste heikle Punkte hin: «Dunkle Farben auf einer verputzten Aussenwärmedämmung sind beispielsweise immer heikel», sagte Frei. Ein grosses Fragezeichen setzte er auch hinter die von vielen Anbietern offerierte Systemgarantie: «Diese besagt einzig, dass die verschiedenen Komponenten der Fassadenkonstruktion aufeinander abgestimmt sind.» In der Regel seien aber nicht die gewählten Baumaterialien das Problem, sondern die Ausführung. Dann nütze eine Systemgarantie im Schadensfall überhaupt nichts. Um Schäden vorzubeugen, hilft nach Erfahrung von Fachmann Frei schlussendlich nur ein umfassendes Controlling – etwa durch einen erfahrenen Bauherrenberater oder eine externe Fassadenspezialistin. «Kontrolliert werden muss sowohl in der Planungs- als auch in der Bauphase», sagte Experte Frei.
Unternehmer langfristig in die Verantwortung mit einbinden
Mit diesem Wissen im Hinterkopf diskutierten die Bauherrenberater im zweiten Teil der Veranstaltung an vier Stationen zu den Themen «Systemgarantie», «Ökologie», «Fassadenplaner/Qualitätssicherung» und «Erfahrungen mit weiteren Fassadentypen». Rasch füllten erste Stichworte die Flipchart-Blätter. Nach gut zwanzig Minuten Diskussion in den Kleingruppen rief Sven Schatt, KUB-Vorstandsmitglied und Organisator des Anlasses, die Teilnehmenden zusammen und liess sie beim Apéro Riche Bilanz ziehen. Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Gruppendiskussionen: Komplexere Fassadenlösungen müssen auf alle Fälle von einer Fachperson begleitet werden. Zudem braucht es Zeit, um Prototypen zu bauen sowie zu testen oder Materialbemusterungen direkt vor Ort vorzunehmen. Zudem – so die Erfahrung der Bauherrenberater – sei es wichtig, die Bauherrschaft bei der Wahl der Fassade klar auf den damit verbundenen Unterhalt hinzuweisen. Bezüglich Systemgarantie teilten die Anwesenden die Erfahrungen von Fachmann Martin Frei: «Wenn man sie hat, schadet es nichts, aber es nützt einem auch nichts», brachte es KUB-Vorstandsmitglied Daniel Bischof auf den Punkt. Alternativ müsste die Garantie mit dem ausführenden Unternehmen klar im Werkvertrag definiert oder dieses auch langfristig mit in die Verantwortung eingebunden werden – etwa, analog zu Dachflächen, mit einem Servicevertrag. Beim Thema Ökologie zeigte die Diskussion, dass zuerst einmal Klarheit geschaffen werden muss, welche Faktoren eine Fassadenlösung überhaupt nachhaltig machen – dazu zählen etwa die Dämmwirkung, die graue Energie, die Zirkularität des Materials oder dessen Herkunft. Zudem sei gerade bei Altbauten kritisch zu prüfen, ob eine bereits gedämmte Fassade wirklich komplett erneuert werden müsste, oder ob es aus Sicht der Ökologie nicht andere Wege gebe. Bei den weiteren Fassadentypen, zu denen etwa die Begrünung oder Fotovoltaikmodule zählen, die von der vierten Gruppe besprochen wurden, waren die Kosten, aber auch die teilweise noch fehlenden Langzeiterfahrungen ein grosses Thema. Bei Fotovoltaikfassaden beispielsweise ist das Thema Brandschutz noch nicht final geklärt. Ungeklärt blieb die am Schluss nur die Frage, wer den Fassadenplaner bezahlen soll. Die Voten dazu machten aber klar: Die Honorierung von Experten und Fachplanern wäre ein Thema, das locker ein eigenes Lunchgespräch füllen würde.
18.04.2024, Reto Westermann, Kommunikationsbeauftragter KUB